Über den Wandel der Büroimmobilie im Kontext der zunehmenden Digitalisierung und Individualisierung, von neuen Konsumgewohnheiten und der demografischen Entwicklung konnten sich am 28. Jänner mehr als 200 Besucher auf dem 4. Bauherrenkongress informieren, der von M.O.O.CON in Kooperation mit der ÖGNI Linz veranstaltet wurde.

 

"Das klassische Büro sei ein Relikt der Industrialisierung, als Aktenschränke die Arbeitswelt beherrscht haben", meinte Prof. Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer Instituts für Arbeitsorganisation.  Jetzt hingegen kämen verstärkt nicht mehr die Menschen zur Arbeit, sondern die Arbeit käme zu den Menschen."

 

Als Illustration dieses Trends zu einer Flexibilisierung der Arbeitswelt wurde unter anderem das Beispiel des Internetgiganten Google angeführt, der mit seinen individuellen Büros und den vielfältigen Austausch- Pausen- und Rückzugsmöglichkeiten als einer der Vorreiter innovativer Arbeitsplatzkonzepte gilt. "Google-Mitarbeiter müssen nicht im Büro arbeiten, aber das Unternehmen schafft Anreize, damit sie gerne ins Büro kommen", erklärte Jason Harper, Real Estate Project Executive bei Google Germany.

 

Ganzheitlichen Blick gewinnen

 

Den Blick auf die größeren Zusammenhänge bei der Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfelds lenkte Karl Friedl, Geschäftsführer von MO.O.O.CON. "Bauen ist nicht nur eine Aufrgabe von Bauabteilungen, sondern hat mit Personal-, Organisations- und Marketingthemen zu tun", sagte der Experte. "Wenn Bauherrn nicht über Kultur, Prozesse und Werte nachdenken, dann ist auch die Architektur zufällig", so Friedl weiter.

 

Ähnlich äußerte sich Günther Karner. Der Geschäftsführer von Trigon Entwicklungsberatung gab sich überzeugt, "dass Gebäude immer wirken" - sowohl positiv als auch negativ. Positiv könnten sie laut Karner nur dann wirken, "wenn man begreift, dass sie von Menschen und Organisationen genützt werden, die keine Maschinen, sondern ganzheitliche Organismen sind."

 

Corporate Architecture

 

Ralf Tomaschek von der Employer Branding Agentur "Identitäter" plädierte in diesem Zusammenhang für mehr Harmonie zwischen der Immobilie und der Unternehmenskultur. Als besonders wichtig erachtet er dabei, dass Corporate Architecture nicht zu einer Corporate Propaganda verkommen darf, die mit dem Innenleben der Marke und der gelebten Unternehmenskultur nichts mehr zu tun hat.

 

Dass ein Gebäude ein Unternehmen ganzheitlich unterstützen und sich am Ende des Tages jede Investition rechnen müsse, darauf verwies am Ende des Kongresses schließlich auch M.O.O.CON Deutschland-Geschäftsführer Andreas Leuchtenmüller. Seine These: Wirtschaftlicher Erfolg braucht eine Lebenszyklusorientierung, die eine umfassendere Perspektive biete als der eingeschränkte Blick auf den täglichen, operativen Bedarf des Kerngeschäfts.

 

Quelle: diepresse.com