Die Bürostadt "TownTown" in Wien-Erdberg, von Stadtplanern wegen ihrer monothematischen und investorengetriebenen Ausrichtung gescholten, bekommt ein zweites Hochhaus - und es wird wieder ein Büroturm: Der letzte freie Bauplatz direkt gegenüber dem 2010 fertiggestellten Stadtwerke-Turm soll schon bald mit "Orbi", einem 80 Meter hohen Tower mit 21 Stockwerken, bebaut werden.

Die Vorentwurfspläne wurden am Mittwoch von der "Immobiliendevelopment Wiener Stadtwerke BMG & STC Swiss Town Consult AG" vorgestellt. An dem Unternehmen, das TownTown maßgeblich in Form einer Public-Private-Partnership entwickelt hat, halten die Wiener Stadtwerke 44 Prozent, die Swiss Town Consult AG 30 Prozent und die Donau-Finanz 26 Prozent.

80 Meter Höhe

Geplant wurde der 80 Meter hohe Turm, der damit um zweieinhalb Meter niedriger wird als sein Gegenüber, vom Architekturbüro Zechner & Zechner. Diese entwarfen zuvor bereits den Wiener Flughafen-Tower sowie die neue ÖBB-Zentrale am Hauptbahnhof; der "Orbi Tower" ist ihr drittes Wiener Hochhausprojekt.

Benannt ist der Turm nach seiner äußeren Form: Die Grundfläche ist ein abgerundetes Dreieck bzw. in der Sprache der Geometrie ein sogenanntes "Gleichdick", das im Englischen auch "orbiform" genannt wird. Diese Form bewirkt laut Architekt Christoph Zechner optimale Stromlinienform und ist außerdem im Inneren "funktionell äußerst wirtschaftlich".

Zechner & Zechner setzten sich im zweistufigen, offenen Experten-Verfahren gegen 18 weitere Büros durch. Architektin Marta Schreieck, die Vorsitzende der Fachjury war, lobte den Bauträger explizit für die Abhaltung dieses Wettbewerbs, denn das sei keine Selbstverständlichkeit. In der ersten Runde wurden die Entwürfe nach städtebaulichen Kriterien beurteilt, in der zweiten Runde wurden sechs Büros eingeladen, ihre Entwürfe "aufgrund projektspezifischer Empfehlungen vertiefend auszuarbeiten".

Fernwärme und Fernkälte

Heraus kam ein Niedrigenergiehaus, das laut dem Technik-Vorstand der Entwicklungsgesellschaft, Urs Waibel, seinen Energiebedarf mit Fernwärme und Fernkälte mittels Bauteilaktivierung um bis zu 60 Prozent senken wird können. Laut seinem Vorstandskollegen Ernst Machart wird mit dem Gebäude eine Zertifizierung nach ÖGNI angestrebt.

Die Baukosten wurden von Waibel und Machart auf rund 70 bis 75 Millionen Euro beziffert, diese Investition wird großteils fremdfinanziert getätigt, wie Machart sagte. Wer die insgesamt 17.000 Quadratmeter an vermietbarer Bürofläche nach der für 2016 geplanten Fertigstellung besiedeln soll, ist freilich noch nicht klar. Gespräche gebe es, Machart hält einen teilweisen Einzug weiterer Stadtwerke-Mitarbeiter für möglich. Dass Ämter der Stadt Wien - wie in einigen Objekten von TownTown geschehen - auch den letzten Turm beziehen werden, sei eher unwahrscheinlich, hieß es.

Kein Coop-Himmelb(l)au-Turm

Ausdrücklich bedauert wurde von Jury-Vorsitzender Schreieck, dass der ursprünglich als "Trademark" für den neuen Stadtteil konzipierte Turm von Coop Himmelb(l)au nicht kommen wird. Er wäre einerseits mit der bestehenden Widmung nicht realisierbar gewesen, erklärte Machart, andererseits war auch "Kostenoptimierung" ein Argument, das dagegen sprach. Und drittens wäre man mit den von Wolf D. Prix vor drei Jahren genannten Baukosten von 67 Millionen Euro definitiv nicht ausgekommen, interne Berechnungen hätten damals eher auf mehr als das Doppelte hingewiesen, bekannte der Vorstandschef.

Rudolf Zabrana, Vorsitzender des Bauausschusses im 3. Bezirk, sieht auch ohne den Coop-Himmelb(l)au-Turm in TownTown das "erste markante Zeichen der Stadt, wenn man vom Flughafen hereinkommt". Die von ihm stets "Neu-Erdberg" genannte Gegend ist seiner Ansicht nach auch eine beispiellose Erfolgsgeschichte.

U3-Überplattung

Erste Überlegungen für TownTown gab es Ende der 1980er-Jahre, als die U3 vom Volkstheater bis nach Erdberg gebaut wurde. Die U-Bahn-Abstellanlage in Erdberg wurde mit TownTown überplattet.

Nach einem städtebaulichen Wettbewerb in den 90er-Jahren wurde etwa ab der Jahrtausendwende mit der Bebauung begonnen. 21 Objekte waren ursprünglich im Masterplan vorgesehen. Der "Orbi Tower" wird intern deshalb auch die Bezeichnung "CB21" ("Company Building 21") tragen, allerdings werden es nur 19 Objekte sein, die sich nach Abschluss der Bauarbeiten in TownTown befinden: Die Zählung beginnt mit "CB03", dem Stadtwerke-Turm, der sich übrigens auch im Eigentum der Wiener Stadtwerke befindet. Partner STC besitzt seinerseits das "Company Building 09" mit der Adresse Würtzlerstraße 3. Alle anderen bisher 16 Gebäude wurden an internationale Fonds verkauft.

Bis 2009 war die Soravia Group mit 44 Prozent als Partner der Stadtwerke an dem Großprojekt beteiligt. Als diese ausstieg, wurde die Donau-Finanz ins Boot geholt.

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