Wien/Berlin. Hinter einer goldenen Fassade am Leipziger Platz in Berlin finden sich auf elf Etagen Büros, Wohnungen und Einzelhandelsflächen. Unter anderem hat sich im "Classicon" eine nicht näher genannte österreichische Immobiliengruppe auf 1700 Quadratmetern eingemietet. Doch gerade die Büroflächen sind am konkurrenzstarken Berliner Immobilienmarkt nicht einfach zu vermieten. Um hier hervorzustechen hat Immobilienverwalter Commerz Real einen 3D-Animationsfilm vom Berliner Spezialisten Film-Connexion gestalten lassen. "Wir wollten die Flexibilität im Inneren zeigen: Für ein Großraumbüro sind die Flächen genauso geeignet wie für Einzelbüros. Wir wollten neue Kundengruppen ansprechen", sagt Commerz Real-Fondsmanager Mario Schüttauf. In Zukunft will er Animationen öfter einsetzen.

Schnellere Rechner

Die Marketingschiene mit den 3D-Filmen wird immer beliebter. "Die Rechner sind schneller geworden, die Preise in den vergangenen Jahren heruntergegangen", sagt Film-Connexion-Geschäftsführer Boris Budniok. Und die Rechnerleistung ist das Teure: Für eine Minute Film rechnen seine Computer fünf Tage lang ununterbrochen. Je nach Länge des Films, Komplexität des Gebäudes kann so ein Film bis zu 200.000 €kosten.

Für Commerz Real waren kosten von 50.000 €kein Problem. "Wir hatten auch ein Schaubüro, das hat das Doppelte gekostet und von 20 Besuchern hat es vielleicht einem gefallen." Virtuell sei es möglich, viel vielfältigere Einrichtungsmöglichkeiten zu zeigen. Auch die ÖBB haben zur Bewerbung des neuen Hauptbahnhofs in Wien ein 3D-Animationsvideo machen lassen: Gestalter des zwölfminütigen Werks war das Stuttgarter Büro Aldinger +Wolf. Für den Semmering-Basistunnel gibt es ebenfalls ein Video. "Vor allem am Anfang ist es gut, um den Menschen eine Vorstellung vom Projekt zu geben. Später finden sie dann die tatsächlichen Baustellenfotos interessanter", sagt Sprecher Michael Braun.

3D-Animationen lohnen sich nur für größere Projekte, sind sich alle einig. Aber es gibt bereits eine Steigerungsform: "Mittlerweile verlangen die Kunden virtuelle Gebäudemodelle, durch die man selbst durchnavigieren kann", sagt Kunibert Redl, Geschäftsführer des Anbieters Artuum Architecture in Wien, der das Beispielsweise bei einer U-Bahnstation in Baku eingesetzt hat. "Der Trend geht in die Richtung", ist er überzeugt.