Für heftige Diskussionen hatte einst Daniel Swarovski II. (gest. 1992) gesorgt, als er forderte: "Jedem Tiroler sein eigenes Häusl mit Garten!" Swarovski sah die Voraussetzungen dafür durchaus gegeben. Das war damals schon zweifelhaft. Inzwischen hat Tirol aber 150.000 Einwohner mehr. Nur zwölf Prozent der Tiroler Landesfläche sind besiedelbar, der Platz fürs Wohnen ist eng und wird immer enger, weil der Zuzug nach wie vor da ist (dank der erfreulichen Wirtschaftsentwicklung vor allem in der Inntalfurche). Die Finanzkrise hat ein Übriges getan: Nicht nur Tiroler selbst sind aus dem Sparbuch ins Grundbuch geflüchtet, viele EU-Ausländer haben Gleiches getan. Unter anderem haben verunsicherte Italiener am Tiroler Wohnungsmarkt gekauft. Das hat das freie Angebot reduziert und die Preise weiter nach oben getrieben. Wenngleich auch Exzesse von 18.000€ pro Quadratmeter Wohnfläche in Kitzbühel die Ausnahme sind, so registrieren die Makler doch, dass Objekte über zehn Millionen€ heute in größerer Zahl einen Käufer finden als noch vor fünf Jahren. Am Markt für "leistbares" Wohnen indessen gibt es viel Nachfrage und wenig Angebot. Dazu kommt: Die Folgen der Finanzkrise werden sich teilweise erst in den nächsten Jahren zeigen, weil die Grundstücksknappheit erst nach vier bis fünf Jahren zu einer Verknappung an fertigen Wohnbauten führt. Heuer sorgt zwar eine gut dotierte Wohnbauförderung noch für einigermaßen kräftige Wohnbautätigkeit, ab 2015 könnte es aber dann eng und enger werden. Die wahrscheinliche Folge ist absehbar: Die Gemeinden werden immer öfter zum Instrument des "Raumordnungsvertrags" greifen, um ihren Bürgern zu Wohnraum zu verhelfen: Sie werden Baulandumwidmungen mit strengen Auflagen verknüpfen: Hauptwohnsitzverpflichtung, Weitervermietungsverbote, Rückkaufrecht der Gemeinde. Da kommen viele einschränkende Bestimmungen, die vor allem die Rechtsanwälte freuen werden.

 

 

Quelle: WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2014-01-10